Das Problem

 

Seit Jahren hatten und haben wir unter den Aktiven unserer Gemeinde - ehrenamtlichen wie hauptamtlichen Mitarbeitern - das Problem, dass Menschen sich nicht mehr grüßen.

Einfachste Höflichkeitsregeln müssen diskutiert werden, wie z.B. ob man sich bedanken sollte, wenn man etwas geschenkt bekommt, was einem nicht gefällt.

Ältere fühlen sich unangenehm berührt, wenn sie von Jüngeren geduzt werden, ohne dass dies vorher vereinbart wurde.

Es fällt schwer, sich zu entschuldigen.

 

Die Betroffenen reagieren in der Regel mit großem Ärger, ziehen sich zurück oder antworten mit Nachahmung und grüßen auch nicht mehr. Was wir in unserem Gemeindezentrum im täglichen Miteinander erleben, wird in ähnlicher Weise auch in Familien erfahren.

Die Höflichkeit gegenüber Fremden auf der Straße scheint noch allgemein anerkannt zu sein, die unter Menschen, welche sich seit Jahren kennen, dagegen droht der Beliebigkeit anheim zu fallen. Wenn mir danach ist, grüße ich - wenn nicht, dann nicht.

 

Wir erleben so bei uns, wie das Nicht-mehr-Funktionieren dieser einfachsten menschlichen Umgangsformen zum Auseinanderbrechen von Gemeinschaften führt. Menschen, die sich fünfzig Jahre lang korrekt verhalten haben, verändern ihr Verhalten und meinen in vollstem Recht, andere jetzt so behandeln zu dürfen. Das gegenseitige Grüßen wird zu einem Gnadenakt bzw. Zeichen von Freundschaft oder sozialem Bündnis. Dass man sich gegenseitig seit Jahren kennt, reicht nicht mehr aus.

 

Unser Projekt „Höflichkeit – selbstverständlich?“

 

Wir wollten gegen diese Tendenzen etwas unternehmen und so soziale Gemeinschaften unserer Gesellschaft festigen. Dazu gehört

  1. das Problem zu benennen und das gegenwärtige Verhalten zu problematisieren,

  2. Wissen über diese Basis-Prozeduren menschlichen Verhaltens zu vermitteln,

  3. Wege aufzuweisen, wie Fehlverhalten auf unkomplizierte Art angesprochen werden kann.

Ziel ist es, mittels von Aktionstagen in Einkaufszentren und in anderen Institutionen, die Karten und mit ihnen die Höflichkeit und ein besseres Zusammenleben zu thematisieren, bekannt zu machen und die Karten über das Internet zu vertreiben.

 

Die Idee war mittels von gelben und einer roten Karte - wie beim Fussball - für von unhöflichem Verhalten anderer Betroffene Vorschläge zu machen, wie man sich mit Ich-Vormulierungen höflich aber bestimmt dagegen wehren könnte.

 

So haben wir vom Verein "Zusammenleben" die Texte für ein Kartenset  in reger Diskussion erarbeitet und mit Mitteln des Projekts "ZusammenLEBEN" der Kirchengemeinde Marzahn/Nord und auf Beschluss des Gemeindekirchenrates drucken lassen.

 

Unsere Karten, so meinten wir, könne man bei Bedarf mehr oder weniger unauffällig demjenigen zustecken, der in einer der sozialen Basis-Prozeduren versagt hat.

 

Die rote Karte bedeutet „Stopp“. Auch dies zu sagen, fällt manchen Menschen schwer. Die Karte soll eindeutig eine Grenze aufzeigen.

 

So kann das „Opfer“ darauf aufmerksam machen, wie es sich fühlt und der „Täter“ zum Nachdenken über sein Handeln gebracht werden.
Gerade in Gruppen ist es oft nicht möglich, spontan auf das Fehlverhalten Einzelner aufmerksam zu machen. Mit einer diskret überreichten gelben Karte fällt das Geschehen nicht unter den Tisch und der Ärger wird nicht mit nach Hause genommen, sondern konstruktiv artikuliert.

 

Die Formulierungen auf den Karten helfen dabei, die der Situation angemessenen Worte zu finden. Die Aussage ist kurz und mit einem Blick zu erfassen.

 

Es wird versucht, dem anderen nichts zu unterstellen, sondern ihm zu sagen, wie er auf mich wirkt und welche Gedanken ich mir um ihn mache.

 

Die Ich-Aussagen nennen auf der Vorderseite Tatbestände, die Du-Aussagen auf der Rückseite Eindrücke.

 

Der Konflikt wird als einmalige Verfehlung und nicht generalisierend angesprochen.

 

 

 

Wir starteten unsere Aktion
"Höflichkeit - selbstverständlich?"
auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München
mit einem Stand auf der Agora vom 13.- 15. Mai 2010.

 

Junge Leute stehen am Stand
 
********
 
Hier in Marzahn-Hellersdorf starteten wir

mit einem Stand auf dem
18. Begegnungstag für Aussiedler und Einheimische
am 18. September 2010 in Berlin-Marzahn/Nord

 

Junge Leute sindn am Stand
 
**********
 

Moritz Freiherr Knigge

war am Sonnabend, dem 22. Januar 2011,
bei uns in Marzahn


Freiherr Knigge signiert ein Buch

Hier signierte er uns sein neuestes Buch:
"MIT RÜCKGRAT STEHT MAN BESSER - Die Welt, das Leben und was mich das alles angeht",
2010 erschienen.


Freiherr Knigge spricht in der Kirche

Zusammen mit seinem Co-Autor Michael Schellberg sprach er zu uns über
"Wertschätzung - was wir von Adolph Freiherr Knigge lernen können".



Bezirksstadtrat Chr. Gräff begrüßte ihn beim anschließenden Empfang.

Begrüßung des Freiherrn Knigge durch Stadtrat Gräff


Von den mehr als 120 Gästen interessierten sich etliche auch für unsere "ZusammenLEBEN-Karten" und vergaben Punkte.
Die meisten Punkte für Wichtigkeit erhielt dieses mal die gelbe Karte für Beine auf den Tisch!

Zuschauer sieht sich die Tafel mit den Karten an


Wir dankten Hartmut Angermüller und Elinor Schneider (am Flügel), Steve Hertel (Violine) und Marina Carrozza (Mezzosopran) für das wunderschöne Konzert zur Einstimmung auf den Vortrag!

die Konzertvortragenden vor dem Flügel in der Kirche
 
Weiter ging es mit den Höflichkeitsaktionstagen im Eastgate Marzahn, dem größten Einkaufszentrum im Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf.